Kleinköris / Löpten: Flugplatz

Löpten, Klein Köris

Nur zur geschichtlichen Information, nicht zur Navigation oder zum Fliegen verwenden!
KoordinatenN520852 E0134254 (WGS84) Google Maps
HNN 40 m / 135 ft
Ehemalige DDRBezirk Potsdam
BundeslandBrandenburg
Airfield Id2071
Karte mit Lage Flugplatz Klein Köris
Deutschland im Kalten Krieg Karte
Die Geschichte der Flugplätze im Kalten Krieg: Kleinköris / Löpten

Allgemein

Der Flugplatz Kleinköris wurde 1969 in Betrieb genommen. Er diente als Feldflugplatz für das Jagdgeschwader 7 (JG-7) der ehemaligen DDR-Luftstreitkräfte (NVA LSK/LV), das auf dem Flugplatz Drewitz stationiert war. Ungefähr 4 bis 5 Mal pro Jahr wurde in Stärke einer Staffel geübt. Der Platz wurde auch als Übungsplatz für die Hubschraubereinheit der ehemaligen DDR-Volkspolizei genutzt.
Nach der Wende wurde der Flugplatz geschlossen. Vorübergehend diente er als Abstellplatz für ausgemustertes Wehrmaterial der NVA, z.B. Panzer. Im Jahr 2007 gab es noch einmal Flugbetrieb mit Junkers Ju-52, als der Flugplatz Drehort für einen historischen Film wurde

Lage Flugplatz

Der Flugplatz Kleinköris lag ca. 6km nordwestlich von Märkisch Buchholz und 20km südwestlich von Storkow.

Im Kalten Krieg

1960er Jahre

Nutzung

Der Flugplatz wurde 1969 in Betrieb genommen.

Situation

Karte mit NVA-Flugplatz Klein Köris / Löpten 1969
Der Flugplatz Kleinköris auf einer US-Karte aus dem Jahr 1969 - (Quelle: Earth Sciences and Map Library, University of California, Berkeley)

1970er Jahre

Übersicht

NVA-Flugplatz Kleinköris auf einem Satellitenbild 1970
Kleinköris auf einem US-Satellitenbild vom 03.10.1970 - Die Landschaft ist schneebedeckt, der Platz ist nicht geräumt
Quelle: U.S. Geological Survey

1980er und frühe 1990er Jahre

Übersicht

Karte Flugplatz Kleinköris
A, BRollwegbezeichnung
(1)Vorstartlinie
(2)Dezentralisierungsraum der 1. Kette für 4 Flugzeuge
(3)Dezentralisierungsraum "Mitte", 2. Kette für 4 Flugzeuge
(4)Dezentralisierungsraum "West", 3. Kette für 6 Flugzeuge
(5)Hubschrauberlandeplätze
(6)Start- und Kommandopunkt (SKP) und Führungspunkt
(7)Bergungskommando
(8)Technische Dienstzone (TDZ)
(9)Peiler
(10)Beregnungsanlage
(11)Flugzeugfanganlage TFF-72
(12)Entmunitionierungspunkt Hauptlanderichtung (Entmunitionierung in Richtung SO)
(13)Entmunitionierungspunkt Nebenlanderichtung (Entmunitionierung in Richtung SO)
(14)Standplatz für Scheinwerfer
(15)Schlagbäume
(16)Reifenwaschanlage
(17)Rückwärtige Einrichtungen
(18)Erdbremsfläche 250m x 175m
(19)Erdbremsfläche 250m x 175m
(20)Tanklager
(21)Vorbereiteter Platz für Funkmesslandeanlage
Karte der Dezentralisierungsräume Mitte und Ost am Flugplatz Kleinköris
Dezentralisierungsräume Mitte und Dez.-Rraum Ost, nahe der Vorstartlinie. Hier ist u.a. auch die Lage der Schutzbauten vom Typ FB-3 erkennbar.
Karte der Dezentralisierungsräume Mitte und West am Flugplatz Kleinköris
Dezentralisierungsräume Mitte und West.

Start- und Landebahnen

  • 08/26: 2350 m x 37,5 m Beton-Bitumen / Gras / Beton-Bitumen.
  • 08/26: 2350 m x 2 x 50 m Gras
Der Flugplatz hatte die für einige DDR-Feldflugplätze typische Anlage aus Gras-Start- und Landebahn mit befestigten Aufsetzpunkten sowie befestigter Ringrollbahn.
Die Größe des Flugfeldes betrug 2750m x 250m. Der nördliche Sicherheitsstreifen war 110m breit (Abstand zwischen SLB und Ringrollbahn), der südliche (Abstand zwischen SLB und südlicher Grenze des Flugfeldes, einschließlich der Rasen-SLB mit einer Breite von 100m) 160m. Die Erdbremsflächen befanden sich 25m von den Landebahnschwellen entfernt.
Die Start- und Landebahn war 2350m lang und 37,5m breit. Die Aufsetzpunkte waren befestigt, im Osten auf 400m und im Westen auf 100m. Ihre Oberfläche bestand aus einer Beton-Bitumenschlemme. Der Teil dazwischen war eine Grasbahn. Die Notlandebahn befand sich südlich davon, war 2350m lang und bestand aus zwei Teilen mit je 50m Breite. Die Ringrollbahn bestand ebenfalls aus einer Beton-Bitumenschlemme und war 11,5m breit. Die Tragfähigkeit des Flugplatzes ist mit 9,5..10kp/cm2 angegeben.
Die Höhen der Schwellen über NN betrugen: Schwelle Ost 40,4 m und Schwelle West 40,9 m.
In Hauptlanderichtung 260° war eine Flugzeugfanganlage TFF-72 installiert, die durch den Flugleiter fernbedient werden konnte.
Es waren 3 Hubschrauberlandeplätze vorgesehen:
1. am Gruppenabstellplatz der Vorstartlinie,
2. 50m nordöstlich der SLB und 400m westlich des Aufsetzpunktes,
3. 160m südlich der SLB und 400m westlich des Aufsetzpunktes

Befeuerung

Für die 1980er Jahre sind diese lichttechnischen Anlagen für Kleinköris ausgewiesen:
- SLB-Befeuerung MLOK-2M (nur in Hauptlanderichtung ausgebaut)
- Ringrollbahnbefeuerung MLOK-P
- Codeleuchtfeuer KNS 8
- 4 Landescheinwerfer ARM-90
Die Notlandebahn ist nicht befeuert. Sie ist durch rote Markierungstücher gekennzeichnet.

Funkfeuer

Angaben für die 1980er Jahre
  • FFF 26: 713 "LI", 4000 m zur Schwelle 26, Typ: PAR-8ss
  • NFF 26: 168 "L", 750 m zur Schwelle 26, Typ: PAR-8ss
Fernfunkfeuer und Nahfunkfeuer waren nur in der Hauptlanderichtung 260° ausgebaut.
Die Kennungen der Funkfeuer wurden, wie im Warschauer Pakt üblich, aus dem ersten und letzten Buchstaben des Rufzeichens abgeleitet, in diesem Fall "LILLI" .

Radar

Für Radar-Unterstützung im Flugleitbereich war die FuTK-413 vorgesehen, da eigene Funkmessmittel nicht vorgesehen waren. Auf der südlichen Seite des Flugplatzes befinden sich jedoch Erdhügel mit Auffahrten, die vermutlich zur Aufnahme von Funkmessanlagen vorbereitet wurden.

Flugfunk

Das Rufzeichen des Flugplatzes war "LILLI", dementsprechend hatte der Flugleiter "LILLI-START" und der Peiler "LILLI-PELENG"
Der Peiler befand sich nicht wie standardmäßig vorgegeben am 1000m-Punkt, sondern am Flugplatz.
Ausstattung in den 1980er Jahren:
- Flugleiter auf SKP-9 mit Funkstation R-824 und R-869
- Technischer Saal mit 4 Funkstationen R-824
- UKW-Peiler ARP-6 mit Funkstation R-824

Luftraum und Verfahren

Der Leiter der Nachrichten- und Flugsicherungstruppen am Platz war gleichzeitig der Flugleiter. Er hatte die Aufgabe, bei einer Verlegung auf den Platz die Landung des ersten Flugzeugs sicher zu stellen. Dieses erste Flugzeug war ein Doppelsitzer, in dem der Flugleiter der verlegten Einheit mitflog. Er übernahm dann die Landung der weiteren Flugzeuge.

Karten

Nachfolgende Karten stammen aus dem "Verzeichnis 012 - Flugnavigationsinformationen der Flugplätze der NVA und der Grenztruppen der DDR" aus dem Jahre 1989. Das Dokument war "Geheime Verschlußsache".
NVA-Flugplatz Kleinköris: Karte mit Luftstraßen und Funkfeuern
Lage des Flugplatzes 2071 Klein-Köris mit Luftstraßen, Funkfeuern und anderen Flugplätzen. Es ist charakteristisch für die damaligen DDR-Verhältnisse, dass nur NVA-Flugplätze angegeben sind, aber keine sowjetischen bzw. russischen.
Abflugrouten für Haupt- und Lebenlanderichtung. Schwarze Dreiecke markieren Funkfeuer, weiße Dreiecke die Wendepunkte der Örtlichen Fluglinien.
Anflug über das System OSP (Nutzung des Fernfunkfeuers) für die Hauptlanderichtung 260°
Anflug über das System OSP (Nutzung des Fernfunkfeuers) für die Nebenlanderichtung 080°.

Einheiten

Der Flugplatz gehörte seit vielen Jahren zum Jagdfliegergeschwader 7 (JG-7). Nach Auflösung des JG-7 kam dieser Platz vermutlich zum JG-1. Die betreibende Einheit im Jahre 1989 war das Feldflugplatzkommando 7 (FFpK-7, Postfach 44131).
Es befanden sich ca. 40 Soldaten am Platz, zur Bewachung und für den Betrieb der Nachrichten- und Flugsicherungsmittel.

Liegenschaften

Der Flugplatz hatte die NVA-Objektnummer 04/063.
Das Gelände war nicht eingezäunt. Die Straßen nach Löpten und Hammer sowie der Weg nach Halbe konnte durch Schlagbäume abgesperrt werden.
Auf dem Gelände befanden sich einige Bunker des Typs FB-3.

Heute

Nutzung

Geschlossen.

Bilder

Die nachfolgenden Bilder stammen ungefähr aus dem Jahre 2006 und wurden von Pille bereit gestellt, dem ich für seine umfangreiche Dokumentation herzlich danke.

Flugbetriebsflächen

Östliches Ende der Start- und Landebahn Kleinköris
Östliches Ende der Start- und Landebahn, Blick nach Westen ...
... und Blick nach Norden auf den Rollweg
Flugplatz Kleinköris westliches Ende der Start- und Landebahn
Westliches Ende der Start- und Landebahn, Blick nach Osten ...
... und Blick nach Norden auf den Rollweg
Rollweg Klein Köris
Rollweg parallel zur Start- und Landebahn
Gruppenabstellplatz / Vorstartline, Blick in Richtung Osten
Dezentralisierungsraum "Ost" (östlich der Vorstartlinie)
Dezentralisierungsraum "Mitte"

Flugleitung

In Kleinköris gab es ein fest eingerichtetes Gebäude der Flugleitung. An das Gebäude war ein Bunker angeschlossen.
Foto Flugleitung Klein Köris
Ansicht von Osten
Ansicht vom Flugfeld, aus Richtung Süden
Westliche Ansicht
Foto: Flugplatz Kleinköris, Zugang Flugleitung
Zugang
Aufstieg
Innenansicht
Blick in Richtung Osten
Blick in Richtung Westen

Zufahrten zu den Flugbetriebsflächen

Westliche Zufahrt, Blick nach Süden.
Stellfläche, Blick nach Norden
Stellfläche mit Zufahrt, Blick nach Westen
Östliche Zufahrt

Erdhügel

Südlich der Start- und Landebahn befinden sich zwei Hügel mit Auffahrten. Sie waren vermutlich für die Aufnahme von Funkmessstationen vorbereitet.
Beide Erdhügel vom Norden des Platzes aus gesehen.
Westlicher Erdhügel, vom östlichen Hügel aus gesehen.
Reste eines Schaltschranks zwischen den Hügeln

Tanklager

Zufahrt zum Tanklager, Ansicht aus Richtung Osten
Gebäude, Ansicht von Süden
Gebäude, Ansicht von Osten
Gebäude, Ansicht von Norden
Wasserbecken bei der Zufahrt, in der Nähe des Gebäudes

Schächte

Auf dem Gelände wurden 6 Schächte gefunden. Hier sind drei von ihnen:
Ein Schacht außen ...
... und innen
Ein weiterer Schacht ...
... und von innen
Brunnen von außen (1)
(2)
Brunnen von innen

Bunker

Auf dem Flugplatz-Gelände wurden 12 Bunker angetroffen, die meisten vom Typ FB-3.
Bunker FB-3, der sich unmittelbar südlich des Dezentralisierungsraums "Ost" befindet.
Selber Bunker, Eingang ...
und Innenansicht
Foto Klein Köris FB-3
Nördlicher Bunker FB-3 des Dezentralisierungsraums "Ost", Ansicht von Westen.
Flugplatz Kleinköris Bunker FB-3
Bunker FB-3 zwischen Vorstartlinie und Flugleitung, Ansicht von Osten
Eingang zu diesem Bunker
Foto Bunker FB-3 Flugplatz Klein köris
Bunker FB-3 nordwestlich der Flugleitung, Ansicht von Osten
Flugplatz Klein Köris Foto Bunker FB-3
Bunker FB-3, der sich westlich des Dezentralisierungsraums "Mitte" befindet.
Bunker im Bereich der Technischen Dienstzone

Sonstige

Unterstand, südlich vom westlichen Ende der Start- und Landebahn
Trafo-Haus im nördlichen Teil des Flugplatzes
Einer von 3 Schaltschränken auf der Südseite des Platzes. Dieser befand sich zwischen den Hügeln und der westlichen Begrenzung.

Panorama-Bilder von Teilbereichen des Flugplatzes

Die Bilder sind aus mehreren Einzelfotos zusammen gesetzt. Bitte beachten Sie, dass durch das Zusammensetzen mittels Software einzelne Artefakte und Verzerrungen enstanden sein können.
Blick von der Flugleitung Richtung Osten (links) bis Westen (rechts) (336 KB). Ursprünglich 6 Bilder.
Östliches Ende der Start- und Landebahn, Blick Richtung Westen (links) nach Norden (rechts). Ursprünglich 3 Bilder, die Panorama-Software hatte mit dem rechten Bild ein Problem, daher wurde es manuell angefügt.
Panorama Abstellplatz / Vorstartlinie. Blick in Richtung Osten (link) nach Süden (rechts). Die "Bodenwelle" rechts von der Mitte existiert nicht real, sie entstand beim Zusammenfügen der 3 Bilder.

Links

  • http://www.history.hqusareur.army.mil/uslmannual.htm (offline): USMLM Unit History 1969 - Kurze Notiz der US-Militärmission zur Beobachtung des Baus des Flugplatzes Loepten. "... but, to date, no flying activity has been observed ..."
  • Sachsenbunker

Literatur

  • Bergner, Paul: "Atombunker im Kalten Krieg und das PROGRAMM DELPHIN" Heinrich-Jung-Verlagsgesellschaft mbH, Zella-Mehlis/Meiningen, 2007 - Kurze Beschreibung des Flugplatzes. Allerdings erscheinen insbesondere die Ausführungen zu einer Freund-Feind-Kennung am Nahmarkierungspunkt hinterfragenswert.
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